Hummeln kaufen für die Forschung - hier ein aus der Forschung ausrangiertes Volk für ein Schulprojekt.

Hummeln kann man kaufen: Perfekte Bestäubung

Zusammengefasst: Hummeln kaufen Landwirte zur Bestäubung z.B. von Erdbeeren und Tomaten. Die Hummeln werden z.B. im Gewächshaus oder Folientunnel eingesetzt, da sich durch eine verbesserte Bestäubung Früchte der höchsten Qualitätsklassen erzeugen lassen. Außerdem steigt der Ertrag. Zucht-Hummeln kann man also kaufen, je nach Firma betragen die Kosten für ein Hummelvolk für den Hobbygärtner bis zu 100 Euro.

Hummeln kaufen für die Forschung - hier ein aus der Forschung ausrangiertes Volk für ein Schulprojekt.
Schüler untersucht bei einem Projekt ein gekauftes Hummelvolk.

Gründe: Warum Hummeln kaufen? (Kurzfassung)

Ursächlich für die perfekte Bestäubung sind Anpassungen der Hummel. Es geht um das Verhalten und den Körperbau. Vorteile, die Bienen nicht haben. Die meisten Landwirte, die Hummeln kaufen, finden es wichtig, dass

  • Hummeln bei kühleren Temperaturen fliegen,
  • Hummeln viel Blütenstaub durch den Haarpelz transportieren und
  • die Blüte dadurch häufiger bestäubt wird,
  • was zu symmetrischen und größeren Früchten führt.
  • Im Gewächshaus sind die Hummeln stechfaul, fliegen nicht ständig gegen die Scheiben und
  • können durch ihre Kraft und das Vibrationssammeln bestimmte Blütenformen bestäuben, was Bienen nicht können.

Gründe: Warum besser keine Hummeln kaufen? (Kurzfassung)

Einer britischen Studie zu Folge sind 3/4 aller käuflichen Hummelvölker mit Parasiten verseucht. Das Problem: Natürliche Hummel-Vorkommen sind durch Pestizide, Nahrungsmangel und fehlende Nistplätze ohnehin geschwächt. Wenn Sie Hummeln kaufen, kommen diese im Freiland (z.B. auf Obstplantagen) mit den „Natur-Hummeln“ in Kontakt. Dort infizieren sie diese und sorgen so für den Tod des nächsten Hummelvolks.

Daher brauchen Landwirte in England sogar eine Genehmigung, wenn sie die Hummeln im Freiland einsetzen wollen. Nach der Blühphase müssen die Bauern die Hummeln dort vernichten (Staat wird eingefroren oder verbrannt).

Bedenken Sie, dass Landwirte etwa alle zwei Wochen ein neues Zucht-Hummelvolk kaufen.

Gerade Hobbygärtner sollten keine künstlichen Hummelvölker kaufen! Mein Appell:

Schützen Sie die natürlichen Völker. Schaffen Sie blühende Gärten! Denn das führt innerhalb von zwei Jahren zu einer Vervierfachung der Hummelpopulation auf natürlichem Weg!

Quellen und ausführliche Informationen unten Literaturverzeichnis…

Ausführlich: Hummeln als Wirtschaftsfaktor

Beispiel „Super-Erdbeeren“ vs. „Walderdbeeren“

Bauer kaufen Hummeln, damit diese großen und symmetrischen Erdbeeren entstehen.
Wenn Erdbeer-Bauern Hummeln kaufen, werden sie große, symmetrische Erdbeeren produzieren.

Der Form und Größenunterschied zwischen Wilderdbeeren und Erdbeeren aus dem Supermarkt ist ziemlich deutlich. Während die im Wald gepflückten Exemplare sehr klein und häufig genug unförmig sind, leuchten die verkauften prall, groß und wohlgeformt. Der Verbraucher entscheidet sich eben immer für Erdbeeren, die in etwa „Mundgröße“ haben.

Ein viel stärkeres Verkaufsargument als die Größe ist aber die Form. Die Erdbeere muss im Idealfall symmetrisch sein. Sie soll am Fruchtstängel rund und nach unten hin tropfenförmig zusammenlaufen. Erdbeeren mit Dellen oder schwächer ausgebildeten Seiten, sind weniger wert.

Wer einmal darauf achtet wird feststellen, dass praktisch nur noch perfekt aussehende Erdbeeren angeboten werden. Möglich wurden diese Erdbeeren durch den Einsatz von Hummeln.

Hummeln und Blümchensex: Befruchtung von jeder Eizelle

Der Grund: Für das gleichmäßige Wachstum der Frucht sorgen die kleinen Nüsschen auf der Oberfläche der Erdbeere. Diese geben ein Wachstumshormon an den Fruchtboden ab, der daraufhin stärker wächst.

Das Ziel: Wenn alle Nüsschen an allen Seiten gleich viele Wachstumshormone abgeben, entsteht eine Erdbeere der Handelsklasse „Extra“. Nur dann wächst die Frucht symmetrisch.

Die Nüsschen wiederum entstehen aber nur durch die Bestäubung jeder Eizelle durch ein Pollenkorn. In der Blütezeit entscheidet sich also, welche Form und Größe die spätere Frucht hat.

Es bleiben viele Pollen hängen: Die Bestäubungsqualität ist bei Hummeln sehr gut

Die perfekte Bestäubung exakt jeder Eizelle ist nicht einfach. Weder maschinell noch durch Arbeitskräfte lassen sich die Erdbeerblüten wirtschaftlich und optimal bestäuben.

Erst durch den Einsatz von Hummeln erzielt man sehr gute Ergebnisse. In den vielen Haaren bleibt viel Pollen hängen. Dadurch sind nachher alle Eizellen befruchtet. Es entstehen die „Super-Erdbeeren“. Deshalb gibt es wohl kaum noch Erdbeerbauern, die keine Hummeln kaufen.

Bienen haben diesen Pelz nicht und sind als Bestäuber nicht geeignet.

Zusammengefasst:

Grund 1: Hummeln tragen wegen der vielen Haare viel Pollen zur Blüte. Das führt zur optimalen Bestäubung.

Nicht nur Erdbeeren: Einsatzmöglichkeiten von Hummeln in der Landwirtschaft

Bestäubung durch Hummeln bei Obst und Gemüse
Auberginen, Gurken und Mandeln und die oben angegeben Sorten sind nur ein Ausschnitt: Über 100 Obst- und Gemüsesorten können durch Hummeln bestäubt werden.

Der Einsatz von Hummeln in der Landwirtschaft hat sich in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet. Vor allem bei Gewächshauskulturen kommen Hummeln zum Einsatz. Sie konnten sich mit Hilfe ihres Körperbaus und Verhaltens gegen die viel geläufigeren und auch leichter zu beschaffenden Honigbienen durchsetzen. Der Grund: Bienen bestäuben nur die randständigen Narben, wodurch nur kleine und hässliche Früchte entstehen.

So lassen sich heute nicht nur Erdbeeren mit Hilfe von Hummeln produziert (Abbildung 1). Es dürfte keine Gewächshaus-Tomate mehr geben, bei der nicht Hummeln tatkräftig nachgeholfen haben.

In 2003 wurden erstmals auch Kürbisse (Kürbiskernöl!) und Blaubeeren im Freiland durch Hummeln bestäubt.

Weitere Vorteile für den Hummeleinsatz im Gewächshaus

Hummeln arbeiten mehr

Hummeln bestäuben aber nicht nur besser, sie arbeiten auch schneller. So besuchen sie viel mehr Blüten, was den Landwirt freut. Echim et al. (1996) konnten nachweisen, dass der Einsatz von Hummeln bei der Melonenzucht zu einem größeren Ertrag führt.

Dazu kommt, dass der Arbeitstag einer Hummelarbeiterin länger als der eines menschlichen Arbeiters oder einer Biene ist. Hummeln fliegen schon kurz nach Sonnenaufgang. Hintermeier & Hintermeier (1984) beobachteten sammelnde Hummeln im Sommer schon um vier Uhr morgens. Zu dieser Uhrzeit sollen sie sogar typische Nachtfalterblumen wie die Nachtkerze besuchen. Ihr Arbeitstag endet erst nach 22 Uhr zum Sonnenuntergang (bis „nach der Abenddämmerung“, Heinrich, 1979, S. 30 und an anderer Stelle: „… manchmal von Morgengrauen bis kurz nach Einfall der Dunkelheit.“).

Außerdem: Im Gewächshaus fliegen Bienen ständig gegen die Scheiben, Hummeln nicht. Müssen Arbeiter ins Gewächshaus, sind sie wegen der harmlosen und stechfaulen Hummeln sicherlich ruhiger als bei einem Bienenvolk. Und weiterhin schaffen Bienen das Manövrieren im Pflanzendickicht nicht gleicht gut wie die Hummeln.

Zusammengefasst:

Grund 2: Hummeln fliegen eher und länger als Honigbienen. Sie bestäuben sehr schnell.

Hummeln fliegen auch bei Kälte

Gerade zur Blüte der Obstbäume kann es vorkommen, dass es zu einem späten Frosteinbruch im Frühjahr kommen. Die Bienen sind jedoch nicht in der Lage bei diesen Temperaturen überhaupt zu fliegen. Als wechselwarme Tiere richtet sich ihr Stoffwechsel nach der Außentemperatur. Bei Kälte laufen die chemischen Reaktionen im Körper aber so langsam ab, dass die Muskeln kaum ansprechbar sind. Die Folge: Die Flügel lassen sich nicht ausreichend bewegen. Daher fliegen die Bienen erst bei Außentemperaturen von mindestens 8°C.

Zwar sind auch Hummeln wechselwarm, doch besitzen sie besondere Thermoregulationsmechanismen. Dadurch verlassen sie auch schon bei tieferen Temperaturen das Nest. So sind Hummelköniginnen ab etwa 2°C (andere Literatur: ab -3°C), Arbeiterinnen ab 6°C aktiv. In Jahren mit ungünstiger Witterung verhindern Hummeln alleine größere Ernteausfälle.

In Jahren mit einem späten Frosteinbruch bestäuben ausschließlich Hummeln 25 bis 50 Prozent aller Blütenpflanzen (mit Wildpflanzen). Besonders aktiv: Garten- und Dunkler Erdhummel.

Zusammengefasst:

Grund 3: Bienen fliegen kaum bei schlechtem Wetter, Hummeln schon bei 2 °C. Ein Vorteil bei kalten Fürhlingstagen zur Obstbaumblüte.

Links

Literatur

  • Echim T, Semmler-Lootz G, Werner H, 1996. Ertragssteigerung mit Hummeleinsatz bestätigt, jedoch nur bedingt sinnvoll. https://www.ifgb.uni-hannover.de/gabainfo/versuchsberichte/kassel/akaam096.htm. 28.07.2002. [Link leider nicht mehr existent]
  • Heinrich B, 1979. Der Hummelstaat.
  • Hintermeier M, Hintermeier H, 1984. Bienen, Hummeln, Wespen im Garten und in der Landschaft.

Literatur speziell zu entstandenen Problemen, wenn Sie Hummeln kaufen

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