Parasiten und Feinde von Hummeln

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Hummeln haben viele natürliche Feinde und Parasiten. Die Schädlinge finden sich im Boden, wo die Hummeln überwintern, im Nest (z.B. Wachsmotten) oder auf Blüten.

Untersuchungen belegen, dass unter natürlichen Bedingungen kaum ein Tier am hohen Alter stirbt, sondern vielmehr vor dem Alterstod von Feinden getötet oder durch Parasiten zur Strecke gebracht wird. Umso entscheidender sind Techniken, die den Angreifer in die Flucht schlagen, ihn selbst im Kampf töten oder eine eigene schnelle Flucht ermöglichen. Daneben spielt vor allem bei Wirbeltieren das Immunsystem die entscheidende Rolle, denn gegen die meisten Angreifer kann der Organismus nicht mit typischen, sichtbaren Waffen kämpfen.

Dies gilt auch für Menschen. So konnten die spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert wahrscheinlich nur deshalb Zentral- und Südamerika besetzen, weil sie mit ihren Schiffen die Pocken mitbrachten. Während das Immunsystem der Spanier mit dem Erreger fertig wurde, kamen die Indios zum ersten Mal mit den Keimen in Kontakt. Ihr Immunsystem versagte, viele starben.

So wird deutlich, dass die Untersuchung von Räuber-Beute, aber auch von Wirt-Parasit Beziehungen sehr wichtig ist. Da dies an Menschen nicht gut möglich ist, benötigt man Modellorganismen. Hier bieten sich Hummeln an, da sie nicht nur ein eigenes Immunsystem besitzen, sondern sehr viele Parasiten haben.

Räuber-Beute Beziehungen

Hummeln bieten als große Insekten für viele Feinde ein gutes Ziel. Die Muskulatur ist proteinhaltig und in größeren Mengen vorhanden, als beispielsweise bei einer Fliege. Auch die Nester sind wegen der süßen (Nektar) und proteinreichen (Pollen + Larven) Vorräte lohnend. So haben die Hummeln zwar ähnliche Feinde wie andere Insekten, diese gehen wegen der größeren Beute aber ein größeres Risiko ein. Hummeln müssen sich und ihren Staat also vehementer verteidigen können. Daher besitzen Hummeln einen Giftstachel, besitzen eine Warntracht und zeigen verschiedene Verhaltensweisen, mit denen der Angreifer in die Flucht getrieben werden soll (beispielsweise Drohverhalten und Arbeitsteilung im Nest). Außerdem können sie alleine durch ihre Körpergröße verschiedene Gefahren abwehren. Zum Beispiel findet man wahrscheinlich deshalb kaum Hummeln in den Fangvorrichtungen fleischfressender Pflanzen, weil sie einfach zu kräftig sind, als dass die Pflanze die Tiere fangen könnte.

Typische Räuber sind Vögel, die die Tiere packen und so schnell töten, dass sie selbst nicht gestochen werden. Besonders gut gelingt das dem tropischen Bienenfresser, der neuerdings auch in Deutschland gesichtet wurde (Welt, 2006), doch kann selbst eine Amsel einzelne Hummeln töten. Außerdem jagen auch Spinnen, Wespen und Hornissen ziemlich erfolgreich die Hummeln.

Greifvögel, Marder und größere Säugetiere sind in der Lage, Nester auszumachen und sie auszugraben oder – im Falle oberirdischer Nester – zu öffnen. Große Teile des Nests werden dabei gefressen, die übrig gebliebenen Larven und Arbeiterinnen gehen oftmals kurz darauf ein, weil sie ohne die Klimaregulation des Nests nicht überleben können. Natürlich ist der Mensch durch die Zerstörung der Nester oder der Umwelt ebenfalls ein Feind der Hummel, doch soll auf diesen Aspekt hier nicht näher eingegangen werden.

Zwischen den Räubern und den Hummeln besteht normalerweise ein biologisches Gleichgewicht, das dazu führt, dass die Hummelpopulation im Durchschnitt konstant bleibt.

Auch Tiere, die nicht in einer direkten Beziehung zu den Hummeln stehen, können die Staaten schädigen. So weiß man beispielsweise, dass Bienenstaaten, die beispielsweise durch einen Imker in ein Gebiet eingebracht werden, dazu führen, dass die Hummelpopulation kleiner wird. Die erhöhte Nahrungskonkurrenz führt vor allem bei den Hummeln zu Verlusten.

Regelrecht aggressiv gegenüber Hummeln wird die Wollbiene (Anthidium manicatum). Die Männchen besetzen ein Revier und bewachen die darin befindlichen Blüten sehr genau. Erscheint eine Hummel oder Biene, wird diese angegriffen. Die Wollbiene rammt die Hummel und reißt ihr mit einem Dorn am Hinterleib die Flügel heraus oder zerfetzt sie. Die Hummel ist nun nicht mehr in der Lage zu fliegen und muss verhungern.

Wirt-Parasit Beziehungen

Hummeln stellen den Wirt für eine Vielzahl an sie angepasster Parasiten dar. Über die meisten weiß man leider bis heute nur wenig, ihre Wirkung auf den Wirt ist unklar (grau hinterlegt: Weitere Informationen unten. Daten z. T. aus Schmid-Hempel, 2001):

GruppeParasitBemerkung
Virus„Acute Bee Paralysis virus“
Entomopox Virus
Ungeklärte Rolle in der Natur
BakterienSprioplasma
Aerobacter cloaca und weitere, noch nicht identifizierte Bakterien
In der Hämoplymphe
PilzeAcrostalagmus, Beauveria bassiana, Candida, Hirsutella, Metarhizium, PaecilomycesVerkürzen evtl. die Überwinterungsdauer.
EinzellerApicystis bombi,Crithidia bombi,
Nosema bombi
Neogregarina sp.
Kann den Fettkörper komplett zerstören.
Kann den ganzen Staat töten, unterschiedliche Symptome. Schleichende Krankheit.
FadenwürmerSphaerula bombi(siehe unten) Kommt bei allen Hummelarten vor. Infiziert die Königin während der Überwinterung im Boden, führt zur Unfruchtbarkeit und zum Tod.
HymenopterenPsithyrus sp.
Syntretus splendidus, Melittobia acasta, M. chalybii, Monodontomerus montivagus, Pediobius williamsoni
Ameisen
Kuckuckshummeln (siehe unten)
Greifen evtl. nur im Frühjahr die Königinnen an.Ernähren sich von Eiern, Larven, Puppen und Vorräten.
Dipteren (Auswahl)Apocephalus borealis
Boettcharia litorosa
Helicobia morionella
Brachioma devia, B. sarcophagina, B. setosa
Conops algirus, C. argentifacies, C. elegans, C. flavipes, C. quadrifasciatus,C. vesicularis,
Melaloncha sp.
Ernährt sich von den BrustmuskelnExtrem zerstörerisch. Saugt die Puppen aus.Überwiegend nur bei B. terrestris
SchmetterlingeEphestia kühniella
Wachsmotte
Ernährt sich von den VorrätenErnährt sich je nach Entwicklungsstadium von Kot, Wachs, Vorräten und Larven. Führt zum Tod des Staats.
MilbenSehr viele verschiedene ArtenRolle als Parasit ungeklärt
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Milben

Hummeln mit Milben: Entfernen oder ungefährlich?

Crithidia bombi

Dieser Einzeller lebt im Darm der Hummeln und wird innerhalb weniger Tage nach der Infektion durch den Kot ausgeschieden. So können weitere Tiere infiziert werden.

Die Mehrzahl der Hummeln in der Natur ist mit diesem Parasiten infiziert. Die Infektionsrate ist dabei abhängig von der Hummelart, dem Ort und dem Zeitpunkt im Entwicklungszyklus. Seine Auswirkungen sind nicht dramatisch, die Tiere leben mit dem Parasiten. In Stresssituationen, beispielsweise bei Nahrungsmangel, sterben aber vermehrt infizierte Tiere.

Forscher versuchen mit diesem Parasiten das „Rote-Königinnen-Prinzip“ zu belegen (siehe Schmid-Hempel, 2001).

Sphaerula bombi

Fadenwürmer aus dem Abdomen einer Hummel

Dieser Fadenwurm infiziert die Hummel – betroffen sind nur Königinnen – während der Überwinterungsphase, kurz bevor der Frühling kommt. Der zunächst sehr kleine Wurm wächst bis auf eine Länge von 1-2 cm und eine Dicke von etwa 1mm heran und ernährt sich dazu vom kompletten Inhalt des Abdomens. Der Fadenwurm stülpt in einer späteren Entwicklungsphase seinen Uterus heraus und gibt bis zu 100.000 Eier ab, die sich ebenfalls in der Hummel zu Würmern entwickeln. Sie befallen den Darm, die Geschlechtsorgane und später das gesamte Abdomen, so dass die Hummel stirbt.

Mit Fadenwürmern befallene Hummelkönigin.

Die Königin bleibt im Vergleich zu nicht infizierten Königinnen in ihrer Entwicklung zurück. Ihre Eierstöcke entwickeln sich nicht, die Königin sucht keinen Nistplatz. Stattdessen lässt sich bei betroffenen Tieren häufig beobachten, dass sie zum Überwinterungsort zurückkehren und sich dort ansatzweise eingraben oder ihren Hinterleib gegen den Untergrund drücken. Dabei versucht die Königin, mit dem Kot die Parasiten auszuscheiden, was mit einem Teil der Eier und jungen Larven auch geschieht. Diese überdauern im Boden, bis dort eine neue Königin überwintert.

Es sind Fälle bekannt, bei dem der Boden eines ganzen Straßenzugs mit den Fadenwürmern verseucht war und daher im Frühjahr massenhaft sterbende Königinnen zu beobachten waren.

(Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung durch die Biologische Station Neuss, Michael Stevens).

Kuckuckshummel

Die Kuckuckshummel ist ein Parasit von anderen Hummelarten. Kuckuckshummeln sind nicht selten und dezimieren die Zahl der häufigen Hummelvölker in einem Gebiet auf natürliche Weise.

Brachioma sp.

Die Larven dieser Fliege klammern sich an die Larven der Hummeln. Dazu hat das Muttertier die Fliegenlarven direkt auf die Hummellarven abgelegt. Verpuppt sich die Hummellarve, befinden sich im Kokon mehrere Fliegenlarven, die nun beginnen, die Puppe auszusaugen. Die Fliegenlarven verlassen anschließend die Puppe und verpuppen sich selbst noch im Hummelnest.

Conops sp.

Wasp mimic : Conops Quadrifasciatus
Foto unter Creative Commons License


Das Foto Wasp mimic : Conops Quadrifasciatus von Archimandrill steht unter -Lizenz.

Diese Fliege wartet an einer Blüte auf die Hummel und legt ihre Eier direkt in der Hummel ab. Die Eier entwickeln sich zu Larven, die sich von den inneren Organen des Abdomens ernähren. Nach einigen Tagen stirbt die Hummel, die Larven verpuppen sich und entwickeln sich weiter zu Fliegen.

Dieser Parasit ist verhältnismäßig gut untersucht. Weitere Angaben findet man in der entsprechenden Literatur, zu der man bei Schmid-Hempel (2001, S. 150) einen guten Überblick bekommt.

Wachsmotte (Aphomia sociella)

5629 Bee Moth, Aphomia sociella, female, 22 mm
Foto unter Creative Commons License


Das Foto 5629 Bee Moth, Aphomia sociella, female, 22 mm von Anita363 steht unter -Lizenz.

Wachsmotten legen Ihre Eier in oder an Hummelnester. Die Larven, die sich zunächst vom Hummelkot ernähren, kriechen in die Waben und fressen dort das Wachs, später auch die Hummellarven und Vorräte auf. Die Larven sind gelblich und sehen entfernt wie Mehlwürmer aus. Meistens sind sie durch ein dichtes Gespinst geschützt. Ein Befall ist das sichere Todesurteil für das Nest, wenn nichts unternommen wird.

Ein einmal befallenes Nest kann gerettet werden, doch ist dies aufwändig. Da sich die Larven der Wachsmotten von unten dem Nest nähern entdeckt man sie in der Regel zu spät. Man muss dann noch nicht befallene Zellen beiseite legen und die lebenden Tiere absammeln. Der Nistkasten wird komplett entleert, ausgesaugt und mit kochendem Wasser ausgespült (Eier der Wachsmotte!). Danach fühlen sich die übrigen Tiere wieder wohl. Sind keine Vorräte mehr vorhanden, muss Pollen und Zuckerwasser zugegeben werden. Da dies sehr aufwändig ist und über einen Zeitraum von etwa einem Monat geschehen muss, lassen sich die wenigsten Völker retten.

Literatur

  • Röseler PF, 2001. Der Hummelgarten. Lebensraum und Biologie der Hummeln.
  • Schmid-Hempel P, 2001. On the evolutionary ecology of host-parasite interactions: adressing the question with regard to bumblebees and their parasites. Naturwissenschaften, 2001, 88, 147 – 158.
  • Welt, 03.12.2006. https://www.welt.de/data/2006/12/03/1132405.html
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