Deformed Wing Virus (DWV)

Deformed Wing Virus bei einer Hummel
Weitere Fotos // Typisches Erscheinungsbild einer mit DWV infizierten Hummel (Baumhummel-Jungkönigin, Bombus hypnorum) mit sichtbar verkrüppelten Flügelanlagen, aufgefunden im Juli 2013 in Schleswig-Holstein. Foto: Hartwig Büttner

Das Deformed Wing Virus DWV (auch Krüppelflügelvirus) ist die Ursache für eine Entwicklungsstörung, bei der es zu flugunfähigen Hummeln kommt. Das Virus wird von Honigbienen auf Hummeln übertragen, wie 2013 bewiesen wurde. Bei Bienen existiert das Virus seit den 1980er Jahren und führt zu den gleichen Symptomen. Mittlerweile wird es auch auf andere Wildbienen wie der Holzbiene übertragen.

Symptome beim Deformed Wing Virus

Charakteristisch sind die verkrüppelten Flügelanlagen. Die Herausbildung der Flügel ist genetisch festgelegt. Während der Verwandlung von der Larve über die Puppe zum fertigen Insekt werden die Gene normalerweise aktiviert. Bei betroffenen Tieren verläuft diese Entwicklung fehlerhaft, der Rest der Entwicklung ist aber normal. Dabei können alle vier oder nur zwei (einseitig) Flügel verkrüppelt sein.

Die Hummeln werden im Nest von anderen Arbeiterinnen verstoßen. Außerhalb des Nests sterben betroffenen Hummeln. Eine Hilfe ist nicht möglich. Einer Studie von 2014 zu Folge sind 11% der Hummeln und 35% der Bienen infiziert. Den Beobachtungen unter den Hummelfreunden sind vor allem Bombus terrestris, B. hypnorum und B. lapidarius betroffen. Das kann aber auch daran liegen, dass alle drei Arten zu den häufigsten gehören.

Gefährlichkeit & Übertragung des Deformed Wing Virus

Bei Bienen wird das Virus durch die Varroa-Milbe und durch Speichel übertragen. Der befindet sich im Nektar, wenn sich die Honigbienen gegenseitig füttern. Da die Varroa-Milbe den Hummeln nicht gefährlich wird, geht man von einer Infektion durch Nektar aus. Hummeln füttern sich zwar nicht gegenseitig, doch nutzen sie gemeinsame Nektarvorräte im Nest.

Während Bienen keine Symptome zeigen, solange das Virus nur im Abdomen und Thorax (und nicht im Kopf) zu finden ist, erkranken Hummeln bereits beim Auffinden des Virus im Abdomen. DWV ist für Hummeln also wesentlich gefährlicher als für Bienen (vgl. Genersch et al., 2006).

Eine Gefährung des Menschen durch DWV ist ausgeschlossen.

Projekt Aktion Hummelschutz

UPDATE: Robert Paxton von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der auf diesem Gebiet forscht, wäre bereit und sehr interessiert, potenziell infizierte Tiere, die Hummelfreunde auffinden, zu untersuchen. Robert Paxton würde spezielles Einsendematerial zur Verfügung stellen und die Untersuchung wäre kostenlos. Ein Kontakt ist über Hartwig Büttner über das Forum oder über mich möglich.
Leider zersetzt sich die Virus-DNA zu schnell, auch eine herkömmliche Kühlung reicht nicht aus, stattdessen sind -80°C nötig. Da wir diese Möglichkeiten nicht haben, ruht leider unsere Unterstützung zur Zeit (08.08.2015).

Eine Bekämpfung des Virus bei Hummeln ist nicht möglich. Stattdessen muss es eine rigorose Erreger-Kontrolle bei Honigbienen mit der Vernichtung betroffener Staaten geben. Seit 2016 können Forscher durch künstlich hergestelltes Virus-Erbgut die Krankheit im Labor simulieren (Lamp, 2016). Das dürfte die Erforschung erleichtern.

Bildergalerie

Deformed Wing Virus bei Hummeln

Sollten Sie eine betroffene Hummel sehen, machen Sie doch bitte ein Foto und schicken es mir. Vielen Dank!
Klicken Sie auf die Vorschau und sehen Sie sich einzelne betroffene Hummeln an:

Links und Literatur

Danksagung

Besonders engagiert bei der Analyse von DWV bei Hummeln haben sich Hartwig Büttner und Nahid Freudenberg. Sie haben Informationen zu verkrüppelten Hummeln gesammelt und viele der obigen Sachinformationen recherchiert. Ihnen gilt mein besonderer Dank.

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