Bloß nicht mit den Reizen geizen: Hummeln bringen Pflanzen zum Duften

Die Rübsen nach neun Generation, links von Hummeln bestäubt, rechts von Schwebfliegen. (Bildquelle: Pressemitteilung Uni Zürich)

Duftende Blüten, leuchtende Blütenfarben und große Triebe: Diese Eigenschaften lassen nicht nur das Floristen-Herz höher schlagen, sondern locken auch Hummeln an. Eigentlich machen die Pflanzen das alles nur, um sich die Aufmerksamkeit der Hummeln zu sichern.

Forscher konnten nun nachweisen, dass sich innerhalb relativ kurzer Zeit der Genpool von Pflanzen stark verändert, wenn Hummeln die Blüten bestäuben – und zwar hin zu leuchtenden und duftenden Blüten und großen Pflanzen.

Der Versuch

Die Forscher verwendeten drei Pflanzengruppen der Rübse, die zur gleichen Familie gehört wie der Raps.

  1. Bei Gruppe 1 wurden die Blüten über mehrere Generation von Hummeln bestäubt.
  2. Bei Gruppe 2 wurden die Blüten über mehrere Generation von Schwebfliegen bestäubt.
  3. Bei Gruppe 3 wurden die Blüten über mehrere Generation von Hand bestäubt (Kontrolle).

Die Ergebnisse

Nach neun Generation waren diejenigen Pflanzen, die von Hummeln bestäubt wurden

  • größer
  • dufteten stärker und
  • die Blüten reflektierten stärker das UV-Licht (Hummeln nehmen dieses wahr und finden dadurch schneller Nektar).

„We found the bumblebee-pollinated plants were a lot more fragrant. They had about double the scent compared with the hoverfly-pollinated plants.
(Quelle)

Die Blüten, die nur die Schwebfliegen „gesehen“ hatten, bestäubten sich häufiger selbst.

Die Erklärung

Hummeln fliegen die Pflanzen nicht wahllos an, sondern bevorzugen eben große, stark duftende und UV-Licht reflektierende Pflanzen. Durch diese Auswahl (Selektion!), bedingt durch die Vorliebe der Hummeln, werden solche Pflanzen gefördert und bilden mehr Samen, als die anderen Pflanzen. Im Genpool kommen dadurch immer häufiger diejenigen Gene vor, die für die stattliche Größe, den intensiven Duft und die erhebliche Reflektion des UV-Lichts vernatwortlich sind. Nach neun Generationen gibt es nur noch solche Pflanzen.

Schwebfliegen haben keine solchen Vorlieben.

Die Bedeutung der Studie

Hummeln wirken wie Züchter. Ihr Verhalten führt zur Auslese und damit zur Evolution der Art.

Das Experiment war aus zwei Gründen interessant:

  1. Evolution vollzieht sich nicht nur in Jahrmillionen Jahren, sondern auch in relativ kurzer Zeit, hier in neun Pflanzengenerationen = 9 Jahren.
  2. Durch diverse Einflussfaktoren sind Hummeln seltener geworden. Die fehlenden Hummeln werden auch die Pflanzen verändern, denn zur Bestäubung stehen dann Fliegen bereit. Die Pflanzen würden demnach kleiner, weniger duftend und weniger UV-Licht reflektierend sein. Und: Durch die vermehrte Selbstbestäubung sinkt die genetische Vielfalt und dadurch steigt die Anfälligkeit für Krankheiten.

Links und Literatur


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