Seltene Hummeln kämpfen mit Inzucht und Krankheitserregern

Kanadische und amerikanische Forscher haben die Ursachen für das Verschwinden einer einst häufigen Hummelart untersucht. Bombus terricola kam vor hundert Jahren etwa 100x häufiger vor als heute. Ihre Ergebnisse lassen aufhorchen und sind wohl auch auf europäische Hummelarten zu übertragen.

Das Erbgut lässt nichts Gutes ahnen: Inzucht

Die Forscher untersuchten dazu das Erbgut von 22 Tieren, die sie in Kanada noch auffinden konnten. Insgesamt ermittelten sie fast 239 Millionen Basenpaare.

Die DNA-Proben waren bereits so ähnlich, dass die Tiere alle aus einer einzigen Population stammten. Zwischen ihnen muss schon lange Inzucht herrschen. Weil aber die genetische Vielfalt die Voraussetzung dafür ist, dass die Tiere auf sich ändernde Umweltbedingungen wie dem Klimawandel reagieren können, gehen die Forscher von einer weiteren Abhahme der Staatenzahl aus.

Ursache: Zuchthummeln und Ansteckung mit Erregern

Und die Geschichte geht noch weiter: Bei der Betrachtung des Erbguts ergaben sich Auffälligkeiten bei Genen, die für das Immunsystem der Hummel zuständig sind. Dies lässt sich damit erklären, dass ein großer Selektionsdruck auf die Tiere durch Krankheitserreger wirkt. Tatsächlich gibt es in der jüngeren Vergangenheit neue Bedrohungen für die Tiere: Da sind die Zuchthummeln, die auch in Kanada eingesetzt werden und Studien zufolge stark mit Parasiten belastet sind. Erreichen die Zuchthummeln die freie Natur, werden die Parasiten auf die natürlichen Hummelvorkommen übertragen, die daran erkranken und sterben.

Eine mit DWV infizierten Hummel. Das Virus ist ein Beispiel für den Selektionsdruck durch Krankheitserregern, der besonders auf seltenen Hummeln lastet. Foto: Hartwig Büttner

Außerdem weisen die Forscher darauf hin, dass es in letzter Zeit vermehrt dazu kommt, dass Krankheiten, die früher nur bei anderen Tieren vorkamen, jetzt auch auf Hummeln überspringen und diese töten. Dazu zählt Nosema ceranae, ein Einzeller, der eigentlich nur auf Honigbienen vorkam, nun aber auch Hummeln betrifft. Und das Deformed Wing Virus (DWV), das ebenfalls von Honigbienen auf Hummeln übergangen ist.

Diese Beobachtungen sind längst auch in Europa zu machen, weshalb die Studie gut auf unsere Hummeln übertragen werden kann – und keine guten Aussichten bietet.

Literatur

Kent CF, Dey A, Patel H, Tsvetkov N, Tiwari T, MacPhail VJ, Gobeil Y, Harpur BA, Gurtowski J, Schatz MC, Colla SR and Zayed A (2018) Conservation Genomics of the Declining North American Bumblebee Bombus terricola Reveals Inbreeding and Selection on Immune Genes. Front. Genet. 9:316. doi: 10.3389/fgene.2018.00316


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